Zu den schwierigsten Stunden im Leben eines Menschen gehört die Nachricht vom Tode eines nahen Angehörigen. Religionen geben verschiedene Antworten auf die Bedeutung von Leben und Tod. Die religiöse Orientierung eines Menschen ist jedoch ein integrativer Bestandteil des Sterbeprozesses, welcher auch relevante Auswirkungen auf die dazugehörigen Sterberituale hat.
In Österreich leben geschätzte 80.000 Alevitinnen und Aleviten und es kommt immer häufiger vor, dass Menschen mit alevitischem Glauben in Altenheimen einziehen und wohnen. Von der Nachbarschaft bis zum Krankenhauspersonal findet die Begegnung mit dem alevitischen Leben in Österreich statt.
Der Effekt des Voneinanderlernens ist für uns als Alevitische Glaubensgemeinschaft enorm wichtig und deshalb stellen wir dieses Werk der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Das gegenseitige Kennenlernen ist gerade in diesem Bereich ein wichtiger Prozess auf dem Wege zum besseren Verständnis und zu mehr Harmonie in einer Gesellschaft, in der Menschen aus verschiedenen Rassen, Religionen und Wertevorstellungen zusammenleben.
Der bekannte alevitische Dichter Yunus Emre schreibt in einem seiner Gedichte
“Kommt, lasst uns kennenlernen,
die Sache vereinfachen.
Lasst uns lieben und uns verlieben,
Niemand überlebt die Welt.”
Er betonte damit die Bedeutung des gegenseitigen Austausches von Erfahrungen und Glaubensinhalten, aus welchen mit der Zeit eine Vertrautheit resultieren könnte, die in eine gegenseitige Liebe münden könnte.
So wie bei den Christinnen und Christen, spielen auch bei Alevitinnen und Aleviten gewisse Rituale eine große Rolle, insbesondere dann, wenn eine Person mit alevitischem Glauben im Sterben liegt. Der Tod einer geliebten Person wird als temporäre Trennung betrachtet. Er ist der Wille Gottes, deshalb darf nicht mit ihm gehadert werden.
Mit der vorliegenden Broschüre “Sterbebegleitung und Bestattungsritual im Alevitentum” kann ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung über alevitische Glaubensrituale bei Sterbenden geleistet werden. Unkenntnis ist eine Quelle der Angst und der Ablehnung des Fremden. Je genauer die Information über das Fremde, desto größer das Verständnis und die Bereitschaft zum Zusammenleben.